K. Popper schrieb wichtige Beiträge zur Wissenschaftstheorie, aber er hat auch sozialphilosophische Schriften verfaßt. Seine Sozialphilosophie wird wenig rezipiert. Die vorliegende Arbeit versteht sich als Beitrag zur politi schen Theorie und versucht zum einen, die von K. Popper verstreuten, teil weise nur fragmentarisch vorliegenden Äußerungen, Ergebnisse und Hinwei se systematischer zu fassen, und zum anderen innerhalb seiner Gesamtphilo sophie zu rekonstruieren. K. Popper zählt zweifellos zu den meist zitierten Philosophen dieses Jahrhunderts, und seine Idee einer "Offenen Gesellschaft" ist ein ebenso häufig benutzter Begriff. Fast alle politischen Gesinnungen haben sich seiner bedient, meist ohne näher auszuweisen, was damit gemeint und vor allem, was nicht gemeint ist.
Man geht nicht grundsätzlich fehl, in der Annahme eines Modells der Offenen Gesellschaft Ansätze fiir eine Pro blemlösungsstrategie zu vermuten, weIche K. Popper vor gut einem halben Jahrhundert vorgelegt hat und weIche nicht nur gegenüber modemen Alter nativvorschlägen standhält, sondern auch fiir die gesamtgesellschaftliche Situation des ausgehenden 20. Jahrhunderts - ich meine hier vor allem Mas senarbeitslosigkeit und Naturzerstörung - spezifisch "kritisch-rationale" Argumente bereithält. In der Tat stehen offene gesellschaftliche Verhältnisse nicht nur fiir ein Ne gativ-Programm gegenüber dem Totalitarismus. "Offen" bedeutet also nicht allein nicht-totalitär. Das wäre zu wenig. In einer textimmanenten Rekon struktion geht es auch nicht um die Frage, ob der Begründer des kritischen Rationalismus die zitierten Autoren, namentlich Platon, Hegel und Marx, richtig interpretiert hat. Denn das hieße, es ginge um eine Metakritik an K.
Popper.
